Literarisch reisen

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Leseratten wissen: In der Phantasie stellen wir uns die Schauplätze der Romane in den schillerndsten Farben vor. Dass diese Phantasie bei jedem anders ist, wird einem immer wieder bewusst, wenn ein Buch verfilmt wird, das man gelesen hat. Der Harry Potter meiner Jugend hat nur wenig mit dem verfilmten Potter zu tun. Wer einmal überprüfen möchte, wie der Autor sich seine Schauplätze so gedacht hat, kann auf seiner nächsten Städtereise einmal einige davon besuchen, denn viele Autoren nutzen echte Straßennamen oder Sehenswürdigkeiten, um die Handlung zu bebildern.

Mit Stieg Larsson in Stockholm

Die sogenannte „Millenium-Trilogie“ von Stieg Larsson spielt in Stockholm. Die Bücher waren Bestseller und sind gleich zwei Mal verfilmt worden. Mein persönliches Aha-Erlebnis zu diesen Büchern war eher zufälliger Natur. Wir spazierten durch das Viertel Söder und uns fiel ein interessantes Haus auf: Die Straße, an der das Haus stand, war abschüssig, parallel dazu gibt es eine Straße auf einen höherem Straßenniveau. Von der oberen Straße aus führte eine Brücke über die untere Straße zur Eingangstür des Hauses im ersten Stock. Wir fanden das witzig und machten ein Foto davon. Erst im Nachhinein habe ich festgestellt, dass das Haus dieselbe Adresse hatte, wie das Haus von Michael Blomkvist, der Hauptfigur der Romane. Offenbar waren wir nicht die einzigen, die das Haus interessant fanden… Im Stockholmer Stadtmuseum gibt es übrigens einen ausführlichen Millenium-Stadtplan zu kaufen, in dem die Schauplätze verzeichnet sind. Auch Stadtführungen zu diesem Thema werden angeboten.

Mit Dan Brown in Paris

Der atemlose Thriller „Sakrileg“ von Dan Brown war einer DER Bestseller des letzten Jahrzehnts. Große Teile des Romans spielen in Paris. Das ist wohl die berühmteste Möglichkeit, eine Städtereise mit einem Buch zu verbinden: In Paris wurden – besonders als der Film im Kino war – eigene Stadtführungen zu Dan Browns Sakrileg angeboten. Leider hat der Autor sich in vielen Dingen große Freiheiten genommen. Wegbeschreibungen oder beschriebene Ausblicke stimmen fast nie. Zu besichtigen sind aber etwa die Werke da Vincis im Louvre, die Kirche Saint-Sulpice mit der angeblichen „Rosenlinie“ oder die Glaspyramide vor dem Louvre, die am Ende des Buches wichtig wird.

Mit Carlos Ruiz Zafón in Barcelona

Die Bücher Zafóns verzaubern viele. „Der Schatten des Windes“, „Das Spiel des Engels“ oder auch „Der Gefangene des Himmels“ entführen in ein traumgleiches Barcelona. Ich bin noch nicht dazu gekommen, mir die Schauplätze selbst anzusehen, aber es gibt offenbar ganz gute Reiseführer dazu: Einen von suhrkamp, der auch nur 7,99 Euro kostet. Ein weiterer ist vom Verlag S. Fischer für 19,99 Euro zu haben.


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